5 Fragen an …

Klaus Wittmann

Indem du mich aufgevordert hast, wil ich mich hinsetzen und Dir schreibn, warum du zu meiner Lesung komen solsd!
So in etwa würde der berühmte Josef Filser formulieren, sollte er Ihnen, liebe Leser und natürlich auch Leserinnen, darlegen, was Klaus Wittmann seinem Publikum demnächst bietet. Zumindest stellt sich Wittmann selbst das vor. Und er muss es wissen. Schließlich gilt er als der Ludwig-Thoma-Experte schlechthin.

Interview: Christian Jakubetz

Klaus Wittman liest Ludwig Thoma

Klaus Wittmann ist ausgewiesener Ludwig-Thoma-Experte.
Foto: Alexey Testov

Der „Filserbrief“ ist inzwischen fest im bayerischen Sprachgebrauch verankert – und auch über 100 Jahre später sind die „Briefwexel“ ein Klassiker. Haben Sie eine Ahnung, warum sich das so lange gehalten hat?

Ludwig Thomas fiktiver Briefwechsel des bayerischen Landtagsabgeordneten Josef Filser, der als einfacher aber bauernschlauer Mann des Volkes in München mitregiert und auf köstlichste Weise mit seinen Daheimgebliebenen korrespondiert, ist neben seinen „Lausbubengeschichten“ und der „Heiligen Nacht“ die beliebteste Erzählung Thomas, die auch heute noch zu seinen bekanntesten Werken zählen. In den Filserbriefen fand Thoma eine einmalige und nie mehr erreichte Textgestaltung, die in ihrer inhaltlichen Art und grammatikalischen Darstellung dem Leser und Zuhörer heute noch ein besonderes Vergnügen bereitet. 

Wen nimmt Thoma da eigentlich mehr aufs Korn? Den einfachen Menschen damaliger Zeit oder doch eher „die Politiker“?

Wer Ludwig Thomas umfängliche Textbeiträge aus der heute noch berüchtigten Satirezeitschrift Simplicissimus kennt, weiß, dass sich Thoma liebend gerne neben dem Klerus, auch mit den Spitzen der damaligen wilhelminischen Reichspolitik und folglich insbesondere der bayerischen Politik angelegt hat. Als im Jahre 1905 die damalige bayerische Zentrumspartei Mehrheitspartei wird, ist der politische Katholizismus in Bayern an die Macht gekommen. Für die Auseinandersetzung mit der Zentrumspartei hat Thoma seine wohl populärste Figur geschaffen, nämlich die des königlich bayerischen Landtagsabgeordneten Josef Filser. Ab 1907 schrieb Thoma fünf Jahre lang mühelos insgesamt 41 Filserbriefe, die allesamt sporadisch und passend zum damaligen Politikgeschehen im Simplicissimus veröffentlicht wurden und das politische Geschehen in Bayern, ja sogar namentlich Politiker aufs Korn nahmen. 

Würde man ein paar zeitliche Rahmenbedingungen ändern, könnte man dann die Briefe nicht noch heute schreiben? Und was hindert eigentlich Sie an einer Fortsetzung? 

Die von Thoma verfassten Briefe klingen oft nur beim ersten Hinhören umwerfend komisch, dahinter versteckt sich heute noch gültige, beißende Satire, die an Aktualität, auch nach über 100 Jahren seit ihrer Entstehung nichts verloren haben. Wer wäre heute in der Lage, diese Briefe auf gleichem Niveau und zugleich mit gleicher Leichtigkeit fortzuführen? Ich kenne niemanden und ich selber könnte dies sicherlich nicht! 

„Ich mus erschder Klaß farren, weil ich im Barlamend bin“ – hat Thoma es nicht wunderbar verstanden, komplexe Sachverhalte in einen einzigen Satz zu packen? 

Ja, definitiv! Und solche Schlüsselsätze finden sich zu Hauf in den Briefen, die erst beim zweiten Hinhören vielsagend sind, wie z.B. „Ich bin froh, daß ich keine Rede nicht halden brauch, sondern das Maul“, oder „vielleicht mußt Du jetzt glauben, daß es wahr ist, indem es in der Zeitung steht!“ usw. 

Zum Schluss bitte: Können Sie uns im Filser-Stil kurz erklären, warum man zu Ihrer Lesung kommen sollte? 

„Liber Freind. Indem du mich aufgevordert hast, wil ich mich hinsetzen und Dir schreibn, warum du zu meiner Lesung komen solsd! Das Ludwig Toma-Haus am Degernsö is aleine schon ein Besuch werd, weil man da ja gar nicht mer so leucht rein darf! Und wen man da dan drinen eine guade Musi und einen scheenen Gesang zu hören bekomt, die meine Lesung begleidn werden wann ich fidöl ein bar Briefwexel vom Filser und seiner Frau, seim Freind, seim Bfarrer vordragn werde, dann wird das ein heideres Vergniegn und ein freidiger Nochmidog. Diesses beschtetigt mit eigenhentiger Underschrift – Klaus Wittmann.“ 

Klaus Wittmann, „Jozef Filsers Briefwexel”
20. April 2024, 15 Uhr
Ludwig-Thoma-Haus, Tegernsee

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