Kletterwald Tegernsee
Von Baum zu Baum
Im Kletterwald Tegernsee geht es hoch hinaus: von Baumwipfel zu Baumwipfel gibt es hier Nervenkitzel, Höhentraining und jede Menge Spaß!
Text: Susanne Mayr-Flach
Fotos: Urs Golling
Waldbaden mit Action – im Kletterwald geht es hoch hinaus.
Sie heißen Geckosteg, Eulennest oder Wolfspfad und bieten Fässer zum Rutschen, Pilze zum Balancieren oder Drahtseile zum Gleiten – die einzelnen Parcours des Kletterwaldes Tegernsee. Aufgeteilt sind sie in unterschiedliche Höhen und Schwierigkeitsstufen, so dass für jeden etwas dabei ist.
Die Idee für diesen Kletterwald in Ostin neben dem Skihang kam Alfred Huber vor gut zwölf Jahren. Der Betreiber der Skischule im Winter, der auch als Sportlehrer in München arbeitet, wollte einfach noch etwas Neues auf die Beine stellen. „Ich wollte diesen tollen Schwung, den wir hier im Winter haben, mit in den Sommer nehmen“, erklärt er seine Idee. Nach viel Eigenleistung und Engagement stand dann eine neue Attraktion am Tegernsee im Wald.
Schnell wurde der Kletterwald so beliebt, dass nach und nach immer neue Elemente dazu gekommen sind und auch ein spezieller Kinderparcours eröffnet wurde. Mittlerweile beschäftigt Alfred Huber ein Team aus 12 Trainern, die immer wieder mithelfen und hat von Ostern bis Mitte November geöffnet.
Safety First
Neben einer regelmäßigen Wartung der einzelnen Kletterelemente durch den Hersteller, ist auch Alfred Huber immer am Reparieren und Verbessern, denn Sicherheit steht hier an oberster Stelle. Das merkt man auch, wenn man zum ersten Mal in den Kletterwald kommt. Bevor es auf irgendeinen Baum geht, steht erst einmal eine Sicherheits-Einweisung an. Gleich nachdem der Gurt angelegt und von Alfred geprüft und angepasst wurde, trifft man sich am Übungsparcours. Dicht über dem Boden sind hier die unterschiedlichen Elemente aufgebaut, denen man dann auch im Park begegnet.
Das Handling der Karabiner ist einfach und sicher.
Detailliert und geduldig erklärt der Betreiber oder einer seiner Mitarbeiter dann hier das richtige Handling. Denn das ist unerlässlich, um sicher durch den Park zu kommen. Zwar ist es nahezu unmöglich, etwas falsch zu machen, denn die neueste Technik und modernste Gurte helfen dabei. So ist man stets mit zwei Karabinern gesichert und immer nur einer der beiden geht auf. Erst, wenn der zweite an den markierten Stationen angedockt wird, lässt auch dieser sich öffnen und der erste versperrt sich. Wer dann erfolgreich einmal durch den Übungsparcours geklettert ist, darf sich an die richtigen Hindernisse wagen.
Ab in den Wald
Die erreicht man über einen kleinen Pfad, der erst über einen Bach und dann in den Wald hineinführt. Kleine Hinweisschilder zeigen, wohin es geht. Es gibt insgesamt sieben Parcours von leicht bis sehr schwer, der höchste Punkt liegt dabei bei 20 Metern. „Ich empfehle immer, erst mit etwas Leichterem anzufangen und sich dann buchstäblich hochzuarbeiten“, erklärt Alfred Huber das Vorgehen.
Aber natürlich gibt es immer wieder Besucher, die gleich den Nervenkitzel im höchsten Parcours suchen und sich dann doch nicht trauen oder nicht mehr weiterwissen. „Es kommt nahezu täglich vor, dass wir Leuten aus den Parcours helfen müssen“, weiß der Kletterwaldexperte, der dann auch mal rückwärts oder quer durchklettert. „Einige unterschätzen doch oft die Höhe.“ Und manchmal reicht es auch, wenn der Experte nochmal motiviert und ein paar Tipps gibt. Gefährlich wird es dabei zum Glück nie, denn wie schon erwähnt, ist die Sicherungstechnik auf dem neuesten Stand. Und wer trotzdem unsicher ist, es aber unbedingt einmal ausprobieren möchte, kann auch immer eine Individualbegleitung buchen.
Hoch hinaus
Damit mir das nicht passiert, starte ich ganz vernünftig erst einmal mit dem Gecko-Steg. Nach einer Leiter, die mich nach oben bringt, geht es über Steige und Stege, die mal fest miteinander verbunden sind, mal nur an Seilen nach unten hängen von Baum zu Baum. Es macht großen Spaß, ist aber teilweise ganz schön wackelig. Und ich bin froh, dass ich erst einmal klein angefangen habe. Obwohl ich es kaum erwarten kann, auch die nächsten Stationen auszuprobieren, denn immer wieder hört man jemanden an den anderen Parcours juchzen oder sieht jemanden, der über unsere Köpfe saust.
Es gibt auch einige Passagen, die man sich erklettern muss.
„Die perfekte Zeit, die man für den Kletterwald einplanen sollte, sind drei bis vier Stunden“, weiß der Betreiber. Man kann sich also wirklich genug Zeit für jeden einzelnen Parcours nehmen. Und das mache ich auch, denn jedes einzelne Hindernis ist es Wert, genossen zu werden. Meine Favoriten sind auf alle Fälle die Flying Fox-Passagen, für die es manchmal doch etwas Überwindung braucht und das Fass, auf dem man an einem Seil zum nächsten Stamm saust.
Nervenkitzel pur!
Auch die weiteren Parcours sind abwechslungsreich und es ist wirklich nicht nur sportlich anspruchsvoll, sondern auch eine unglaublich gute Achtsamkeitsübung, wenn man sich in der wunderbaren Atmosphäre des Waldes auf jeden Schritt konzentriert. Immer wieder kribbelt es im Bauch und man wächst über sich selbst hinaus. Retten musste mich zum Glück niemand, auch wenn ich mehrere Anläufe brauchte, um mich im Wolfspfad in den 120 Meter langen Flying Fox zu setzen. Danach ist das Gefühl aber unbezahlbar und man will gleich nochmal!
Infos zu Preisen und Öffnungszeiten gibt es unter www.kletterwald-tegernsee.de
“Man sollte mit etwas Leichterem anfangen und sich dann buchstäblich hocharbeiten.“
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