Mit den Augen der Malerin

Gradaus echt

Die Malerin Ekaterina Zacharova lässt uns das Tegernseer Tal mit ihren Augen erblicken, zum Beispiel die Schönheit eines einfachen Bauernhauses.

Die Schönheit ist in Wahrheit das größte Bedürfnis des Menschen …
Foto: Ekaterina Zacharova

Es ist, als hätte Hans Christian Andersen den Hype um Metaverse und Augmented Reality vorausgeahnt, als er 1841 sein Märchen „Der Schweinehirt“ schrieb. Da besitzt ein armer Prinz eine Rose, die so gut duftet, dass man sofort allen Kummer vergisst, und eine Nachtigall, die unnachahmlich schön singt. Diese Schätze schickt er seiner geliebten Prinzessin, die die Geschenke sofort verschmäht, als sich die niedlichen Kunstwerke als echte Wesen zu erkennen geben.

Der Prinz lässt sich nicht entmutigen, nimmt die Stelle des Schweinehirten am Hofe des Königs an und bastelt jeden Abend Spielzeug, das lebende Vorbilder imitiert. Diese wiederum begehrt die launische Prinzessin so sehr, dass sie bereit ist, dafür einen Schweinehirten zu küssen. Das Märchen geht nicht gut aus, am Ende steht die Prinzessin allein vor dem Tor des Königreichs und singt: „Ach, du lieber Augustin, alles ist hin, hin, hin!“

Im Zeitalter der Social-Media-Inszenierungen gehört fast schon Mut dazu, sich auf ein unaufgeregtes, vertrautes Erdendasein einzulassen. Die zurückhaltende Ästhetik eines alten bayerischen Bauernhauses hat auch etwas mit Ethik zu tun, mit Respekt und Achtung vor den Tieren und Pflanzen, die uns Menschen ernähren, und den Blumen, die uns erfreuen.

Rund um den Tegernsee und in unserer Umgebung gibt es so viele dieser Wunder. Jedes Haus ist erfüllt von der Energie der Generationen, die hier gelebt, geliebt, gefeiert haben und auch gestorben sind. Ob es die Intimität der behaglichen Proportionen, das Vertrauen in die natürlichen Materialien oder einfach die gestalterische Intuition des Zimmermanns ist, die die Faszination eines Bauernhauses ausmacht?

Wahrscheinlich ist es die unverfälschte Verbundenheit mit der Landschaft, das selbstverständliche Streben nach wahrer Schönheit. Denn „die Schönheit ist in Wahrheit das größte Bedürfnis des Menschen, sie ist die Wurzel, die den Stamm unseres Friedens und die Früchte unserer Hoffnung hervorbringt“ – so Papst Benedikt.

Die Zacharova-Ausstellung „NaturSchauSpiel“, die der leichtesten Jahreszeit am Tegernsee gewidmet ist, ist noch bis zum 13. Oktober in der HypoVereinsbank in Rottach-Egern zu sehen.

  • Mit ihren Augen

    Die Tegernseer Illustratorin Katharina Bourjau präsentiert ihren persönlichen Blick auf das Tegernseer Tal.