Trendsport mit Tradition

Skitourengehen – Zwischen Tradition und Trend

Skitourengehen hat sich auch am Tegernsee über die Jahrzehnte zu einer beliebten Wintersportart entwickelt. Wo es am meisten Spaß macht und was es zu beachten gibt.

Text: Kathrin Wolff, Fotos: Skisportlerei Tegernsee, Der Tegernsee, Julian Rohn

Aufstieg mit Ausblick – rund um den Tegernsee gibt es ein paar schöne Skitouren

Ursprünglich nutzten Bergbauern und Jäger Ski, um sich im tief verschneiten Gelände fortzubewegen. Die ersten Tourenski entstanden bereits Ende des 19. Jahrhunderts, als norwegische und alpenländische Pioniere begannen, die winterliche Bergwelt zu erkunden. Die Ausrüstung war damals noch rudimentär: Holzski, Lederschuhe und Felle aus Tierhaar. Heute ist Skitourengehen ein facettenreicher Sport, der Fitness, Technik und Naturerlebnis vereint. Dank moderner Materialien wie Carbon, Hightech-Fellen und Lawinensicherheitsausrüstung ist der Sport sicherer und zugänglicher geworden. Die Szene ist vielfältig: Vom ambitionierten Alpinisten über den Feierabend-Tourengeher bis hin zum Einsteiger, der erste Schritte auf präparierten Routen wagt. Besonders beliebt sind Skitouren in den Bayerischen Alpen, wo zahlreiche Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden locken. Viele Skigebiete bieten mittlerweile eigene Aufstiegsrouten für Tourengeher an – ein Zeichen für die wachsende Nachfrage.

Doch mit dem Boom kommen auch Herausforderungen: Naturschutz, Wildruhezonen und Konflikte mit anderen Wintersportlern erfordern Rücksicht und gute Planung. Initiativen wie „Natürlich auf Tour“ sensibilisieren für nachhaltiges Verhalten im Gebirge. Skitourengehen ist mehr als nur Sport – es ist eine Rückkehr zur Langsamkeit, zur Stille des Winters und zur eigenen Kraft. Wer einmal im Morgengrauen den Gipfel erreicht hat, weiß: Der Weg ist das Ziel.

Gemeinsam in den Hafen der Ehe einlaufen - am Tegernsee einfach traumhaft.

Oben angekommen wartet eine Tiefschneeabfahrt

Sicherheit beginnt im Kopf – warum Safety mehr ist als Ausrüstung

Wenn wir über Sicherheit beim Skitourengehen im alpinen Gelände sprechen, denken viele zuerst an Ausrüstung: Schaufel, Sonde, LVS-Gerät. Doch wahre Sicherheit beginnt viel früher – mit Wissen, Verantwortung und Haltung. Max Bolland ist staatlich geprüfter Bergführer und weiß, dass die Vorbereitung und das Equipment Grundvoraussetzung für eine gelungene Skitour sind. „Die alpinen Verbände sprechen bewusst von Lawinennotfallausrüstung, denn sie ist nicht nur ein technisches Set, sondern ein Versprechen: Ich bin vorbereitet. Für mich. Für andere. Jeder Bergführer achtet penibel darauf, dass diese Ausrüstung vorhanden und funktionstüchtig ist – denn im Ernstfall zählt jede Sekunde. Wer sich abseits gesicherter Pisten bewegt, trägt Verantwortung. Für sich selbst und für das Team, aber auch für alle anderen, die sich zur gleichen Zeit im gleichen Gelände bewegen“, so Max Bolland. Doch Ausrüstung allein reicht nicht. Sicherheit muss geübt werden. Am besten mit Profis, z.B. das Suchen und Bergen eines fiktiven Verschütteten. Und wer seine Geräte nicht regelmäßig überprüft, riskiert, dass sie im entscheidenden Moment versagen. Moderne Tools wie der Lawinenairbag zeigen, wie weit die Technik gekommen ist. Studien wie die Hägi-Studie belegen: Mit Airbag sinkt die Sterberate bei Lawinenunfällen von über 20 % auf rund 10 %.

Albert Meier und Andy Schauer von der Skisportlerei Tegernsee

Mit Verantwortung am Berg

Wer Freeriden geht, dabei 1500 Höhenmeter auf- und absteigt, weiß: Steile Abschnitte sind potenziell gefährlich – beim Aufstieg genauso wie bei der Abfahrt. Defensive Entscheidungen sind keine Schwäche, sondern Ausdruck von Stärke und Erfahrung. Ein ebenso sehr wichtiger Aspekt ist der Naturschutz. Auch wenn manche Hänge noch so verlockend wären, im Landkreis Miesbach gibt es im Winter Betretungsverbote und Schutzzonen für Wildtiere. Auch auf das verantwortungsvolle und vor allem ruhige Verhalten im Umgang mit der Natur weisen Ranger und Naturschützer immer wieder hin. Vor allem nachts sollten die Tiere ihre Ruhe haben. Und wer sich unsicher fühlt – dafür gibt es: Bergführerinnen und Bergführer, die nicht nur Wege kennen, sondern auch Risiken einschätzen können und die Sicherheit leben und weitergeben.

Von den Besten lernen

Die Skisportlerei Tegernsee in Kreuth hat sich seit ihrer Gründung im Coronajahr 2020 zu einer festen Größe im Wintersport entwickelt. Was als Antwort auf zahlreiche Anfragen nach weiterführenden Skikursen begann, ist heute ein professionelles Angebot, das weit über die klassische Skischule hinausgeht. Die Gründer Albert Meier (35, Tegernsee) und Andy Schauer (39, ursprünglich aus Lenggries, heute in Gmund) bringen nicht nur Erfahrung, sondern auch echte Leidenschaft mit. Albert Meier und Andy Schauer von der Skisportlerei Tegernsee Albert, Alemax genannt, Sohn des Gründers der Skischule Tegernsee, kennt das Geschäft von klein auf. „Die Skischule war lange auf den klassischen Kinderskikurs spezialisiert. Doch mit wachsendem Interesse an Skitouren und weiterführendem Training entstand die Idee, ein neues Angebot zu schaffen“, sagt Alemax. Sein Kompagnon Andy Schauer, staatlich geprüfter Skiführer und aktuell in Ausbildung zum Bergführer, bringt alpine Expertise und pädagogisches Geschick mit. Im Sommer ist sein Arbeitsplatz das Cockpit großer Lufthansa-Flugzeuge, im Winter ist er mit Herzblut auf Ski unterwegs. Die Skisportlerei ist ein Team aus knapp 15 Skicoaches, die regelmäßig zusammen trainieren und auch neue Guides für die Skitourenreisen fortbildet. „Es macht uns beiden große Freude, unsere Begeisterung, aber auch unsere Erfahrung und unser Können weiterzugeben“, sind sich Alemax und Andy einig. Dabei legen die beiden besonderen Wert auf fundierte Ausbildung, Sicherheit und Freude am Berg. Einsteigerkurse vermitteln Basics wie Materialkunde, Aufstiegstechnik und Spitzkehren. Fortgeschrittene lernen Hangbeurteilung, Notfallmanagement und den Umgang mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel. Besonders wichtig: Die richtige Ausrüstung – eine Plastikschaufel hilft im Ernstfall wenig.

Die Profis der Skisportlerei

Skitourengehen rund um den Tegernsee

Rund um den Tegernsee eignen sich Wallberg und Setzberg ideal für Ausbildung und Touren. Dort wird Spuranlage geübt, Lawinengefahr eingeschätzt und das Gelände gelesen. Die Skisportlerei arbeitet eng mit Sportfirmen und Einzelhandel zusammen, um Materialverleih und Schulung zu verbinden – denn viele leihen aus, wissen aber nicht, wie man Felle montiert oder Steighilfen nutzt. „Ein Lawinenrucksack macht nicht gleich unsterblich, er erhöht die Überlebenschancen, aber das auch nur, wenn man ihn zu bedienen weiß“, merkt Andy an. Ein Highlight sind die Skitourenreisen: Seit fünf Jahren führen Andy und Alemax Gruppen nach Norwegen, Georgien und Island. Skitourengehen ist mehr als Sport. Es ist Naturerlebnis, Selbsterfahrung und Gemeinschaft. Die Skisportlerei vermittelt nicht nur Technik, sondern auch die Freude am Draußensein. Und obwohl der Schnee weniger wird, bleibt die Begeisterung groß.

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